Mercedes Benz /8 W114/115

Strona 054

Das Sparmodell
Im Hause Daimler-Benz blickte man l 968 auf eine lange Tradition der Fertigung von Fahrzeugen mit Dieselmotor zurück. Auf der Berliner Automobilausstellung 1936 präsentierten die Schwaben mit dem Typ 260 D den ersten Serien-Diesel-Personenwagen der Welt. Innerhalb von fünf Jahren entstanden von diesem 45 PS leistenden und damit 95 km/h schnellen Typs 2.000 Einheiten. Dieser Vorsprung in der Dieseltechnologie konnte über Jahre hinweg gehalten werden. Ab Mai 1949 lief der 170 D als erster von mehreren Dieselmodellen der 170er Baureihe vom Band. In die revolutionäre Pontonkarosserie, mit der Mercedes-Benz Abschied von der Rohrrahmenkonstruktion nahm und den Weg zur selbsttragenden Sicherheitskarosserie bestritt, wurde ab Februar l 954 das Dieselaggregat des 170 eingebaut. Dieser l 80 D erhielt 1955 einen 43 PS starken Langhub-Motor. Durch die Verwendung von Mehrstofflagern mit Stützschalen als Kurbelwellenlager verlängerten die Ingenieure die Lebensdauer der Dieselmotoren immens. Laufleistungen von mehreren 100.000 Kilometern waren keine Seltenheit mehr. Gerade die als Taxi eingesetzten Modelle l 80 D und später der 190 D wurden zur Diesellegende und trugen viel zum Verkaufserfolg der Selbstzünder bei. Die vielgerühmte Wirtschaftlichkeit der Dieselmodelle machte sie zu den echten Sparwundern. Der l 80 D entwik-kelte sich mit 152.983 produzierten Einheiten zum ersten wirklichen Großserienauto von Daimler-Benz. Mit dem von der Fachpresse aufgrund seines stärkeren und geschmeidigeren Motors als »flotter Diesel« bezeichnete 190 D erweiterte sich das Programm
1958 um ein zweites Dieselmodell, der im Sommer
1959 mit dem 190 Db eine modernisierte zweite Serie erlebte. Eine Besonderheit stellte das Ponton-Mo-dell l 80 De dar, das mit Einführung der Dieselheckflosse 190 De auf der IAA 1961 deren modernisierten, aber auf 48 PS gedrosselten 2,0 Liter-Motor erhielt und als Sparmodell noch ein gutes Jahr produziert wurde. Die Dieselflosse übertraf in Leistung, Laufruhe und Beschleunigung wie auch in Geräumigkeit, Fahrsicherheit und Fahrkomfort alle ihre Vorgänger. Ein 190 De war es auch, der am 8. April 1965 als
500.000ster Mercedes-Benz-Diesel-Personenwagen vom Band rollte. Der in der Flosse nagelnde Dieselmotor OM 621 wurde ohne Leistungsänderung nochmals modernisiert. Nach langjähriger Produktionszeit wurde die Verkaufsbezeichnung entsprechend dem Hubraum in 200 D geändert. Mit bis Februar 1968 über 160.000 gefertigten Exemplaren avancierte dieser Typ zum bis dato gefragtesten Diesel-Personenwagen. Der nächste Bestseller stand mit den W l 15 Dieselmodellen schon in den Startlöchern. Im NovÄmber 1968 lief bereits der 750.000ste Diesel-Personenwagen vom Band, so daß bis zum Erreichen der l .000.000-Gren-ze im September 1971 nur knapp drei Jahre vergingen. Auch ein weiteres Jubiläum durfte ein Dieselmodell der neuen Generation damals mitfeiern. Im Endmontagewerk Sindelfingen lief am 9. Mai l 968 der zweimillionste Mercedes-Benz Personenwagen seit Wiederaufnahme der Produktion 1946 vom Band. Dieser Jubiläumswagen, ein 220 D, fand nach den großen Feierlichkeiten im Werk Sindelfingen damals leider nicht den vielleicht zu erwartenden Weg ins Museum. Verkauft hat man ihn übrigens auch nicht, die Untertürkheimer spendeten ihn der Fernseh-Lotte-rie Ein Platz an der Sonne. Das nennt man Öffentlichkeitsarbeit.
Genügsam, langlebig und robust:
200 D und 220 D
Die Dieselmodelle der neuen Generation sollten den guten Ruf der Mercedes-Benz-Diesel-Personenwagen, die seit jeher als besonders wirtschaftliche, robuste und langlebige Fahrzeuge mit großem Raumangebot, Sicherheit und Komfort bekannt waren, aufrecht erhalten. Neuerung in der Modellpolitk war die gleichzeitige Markteinführung zweier Diesel-Modelle mit identischer Karosserie. Dabei hatte der Vorstand das Dieseldoppel nicht von Anfang an eingeplant. Im Februar 1966 hatte Rudolf Uhlenhaut den Verkauf Inland und Export noch um Stellungnahme zur Leistungsauslegung des OM 615, gedacht waren an 65 PS, gebeten. Der Export befürwortete die Leistungsfestlegung, bat aber darum zu prüfen, für welche Länder
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