Mercedes Benz /8 W114/115

Strona 044

 

rung wollte er den Kraftstoffverbrauch senken, erste Vergleichsfahrten mit einem dementsprechend ausgerüsteten Typ 200 ergaben Einsparungen bis zu einem Liter auf hundert Kilometer. Die Konstruktionsabteilung hatte bis Jahresende zu prüfen, welche direktere Hinterachse als günstigster Kompromiß ausgewählt werden sollte. Bis dahin wurden die Versuchsfahrten mit der von Rudolf Uhlenhaut vorgeschlagenen Übersetzung weitergeführt. In der De-zember-Sitzung wurde von Konstruktionschef Müller als günstigste Übersetzung »eine mit i = 3,69 vorgeschlagen, was jedoch eine Freigabe weiterer Anzeige-lnstrumente bedingen würde«. Damit hatte man sich also das Problem mit der Bevorratung der verschiedenen Anzeige-lnstrumente auf dem Ersatz-teil-Sektor aufgeladen, diskutierte dadurch auch, daß »bei Fortfall der Gangmarkierungen in den Anzei-ge-lnstrumenten die Anzahl der heute gültigen Instrumente von 207 auf 50 Stück reduziert werden könnte.« Und weiter meinte man, »durch Vorsehen von Drehzahlmessern -im Armaturenbrett eingebaut; auf SA für sportliche Fahrweise -auf die Gangmarkierungen verzichten zu können.« Produktionsvorstand Dr. Langheck befürwortete diese Änderung im Hinblick auf Vereinfachungen im Produktions-, Beschaffungs- und ET-Sektor, doch man vertagte die Entscheidung dazu auf eine der nächsten Sitzungen. Zwischenzeitlich sollten weitere Versuchsfahrten, auch mit anderen Hinterachsübersetzungen erfolgen. Am 29. Februar 1968 berichtete Rudolf Uhlenhaut von ebenfalls durchgeführten Vergleichsmessungen mit Fahrzeugen vom Typ 200, ausgerüstet mit mechanischem Schaltgetriebe und Hinter-achs-Übersetzungen i = 4,08 (Serie Typ 200) sowie i = 3,92 (Serie Typ 250). Auf den verschiedensten Teststrecken ergab sich eine durchschnittliche Einsparung von 8,3 Prozent mit der direkteren Übersetzung i = 3,92. Uhlenhaut führte weiter aus, »daß im Hinblick auf die bei den Neutypen 200/220 vorliegenden Kraftstoffverbräuche neben der direkteren Hinterachsübersetzung das DB-5-Gang-Getrie-be mindestens als SA für solche Kunden angeboten werden sollte, die im Kraftstoff-Verbrauch günstigere Werte erzielen wollten als mit der heutigen Serien-
Olverbrauchanstiegs nach längerer Laufzeit zu erreichen. Diese Neuerung war allerdings nicht unumstritten. Die Vertreter der Fertigung hatten in der technischen Vorstandssitzung vom 5. Dezember 1967 berichtet, daß bei den mit Molybdän-Kolben-ringen ausgerüsteten Motoren ein höherer Verschleiß der Zylinderlaufbahn festgestellt worden wäre. Auch wurde auf die hohen Mehrkosten hingewiesen, die sich durch die Verwendung dieser neuen Kolbenringe ergaben. Versuchschef Rudolf Uhlenhaut konterte geschickt, indem er einen nur unwesentlichen Verschleiß bei Versuchsmotoren mit 100.000 Kilom-ter Laufleistung nachweisen konnte. Weiterhin führte er aus, daß »es technisch nicht möglich sei die Motoren in ihrer Leistung laufend zu steigern, ohne gleichzeitig auch Qualitätssteigerungen bei den verwendeten Materialien vorzunehmen. Außerdem gehe der internationale Trend zu Molybdän-Kolben-ringen, und zwar auch bei solchen Motoren, die in der maximalen Drehzahl niedriger liegen als unsere Motoren«. Damit war das Thema im Vorstand vom Tisch.
Übersetzungsversuche
Der 220er Motor wies durch das maximale Drehmoment von l 8,2 mkg eine spürbar bessere Elastizität als der 200er auf. Die Verwendung einer Nok-kenwelle mit geänderten Steuerzeiten sorgte für eine bessere Zylinderfüllung, was vor allem zu einem bulligeren Verlauf der Drehmomentkurve im unteren Drehzahlbereich führte. Trotz neuer Motorlagerungen und verfeinerter Ansauganlage lief der 220 lauter und rauher als der 200er, was auf seinen größeren Hubraum und den langen Hub zurückgeführt wurde. Testredakteure von auto motor und spart forderten damals eine längere Hinterachsübersetzung oder einen zusätzlichen fünften Gang mit Schoncharakter zur Geräuschminderung. Bei Vorstandssitzungen ab April 1967 hatte Rudolf Uhlenhaut immer wieder eine direktere Hinterachsübersetzung i = 3,7 auf Sonderwunsch für die Typen W l 14/1 15 gefordert. Neben der Geräuschminde-
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