Mercedes Benz /8 W114/115

Strona 070

 

auf der Mittelkonsole oder am Lenkrad geordert werden. Für die Abbremsung der 1360 kg schweren Karosserie hatten die Daimler-Benz-Techniker dem 250 die mit einem neuen Servogerät zur Herabsetzung der Pedalkraft modernisiete Bremsanlage des 250 S spendiert. Sie wirkte zwar leicht überdimensioniert, doch selbst bei scharfen Fahrten auf kurvenreichen Gefällstrecken oder bei der Abbremsung aus hohen Geschwindigkeiten traten keine Fading-Erscheinungen auf. Der 250 zeigte sich weitgehend unempfindlich gegen Bremsen in Kurven, die Bremskraft ließ sich ohne Schwierigkeiten so dosieren, daß er gut in der Spur blieb. Erst mit der auf Sonderwunsch für 51 l ,50 Mark gelieferten Servolenkung wurde der W l 14 V25 aber zur bequemen, schnellen und zugleich mühelos zu führenden Allround-Limousine. Mit der zu indirekten, aber noch akzeptablen Normallenkung machte sich das Motorgewicht beim Lenken eben bemerkbar. Die Servolenkung unterstützte den Fahrkomfort, da sie mit drei Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag (gegenüber 4,6 Umdrehungen ohne Servo) schnell, präzise und ohne Kraftaufwand reagierte. Der 250 zeigte im Kurvenbereich zunächst ein untersteuerndes Fahrverhalten und begann erst bei vollem Schub oder auf widrigem Untergrund zu Übersteuern. Er war dabei leicht abzufangen und blieb in jeder Situation gutmütig. Durch die Schräglenkerachse erhielt er mehr Stabilität in der Längsachse (verglichen mit den »Flossenmodellen«), da die Spur- und Sturzveränderungen um die Hälfte reduziert worden waren. Gerade beim Geradeauslauf brachte die neue Hinterachse mehr Richtungsstabilität, was sich bei Windeinfluß, Fahrbahnunebenheiten und hohen Geschwindigkeiten positiv auswirkte. Mit seinen 130 PS hatte der 250 auch unten herum mehr Temperament als der 230 und lief im ganzen Drehzahlbereich etwas ruhiger. Aufgrund seines Gewichts und der Motorleistung erreichte der 250 nicht immer zivile Verbrauchswerte, was auch an der Hinterachsübersetzung i = 3,92 lag. Während das Werk den Durchschnittsverbrauch nach DIN (bei konstant l 10 km/h) mit l l ,7 Liter/1 00 km angab, liefen bei verhaltender Fahrweise kaum einmal weniger als 12
bis 14 Liter/100 km durch die Vergaser. Im Kurzstreckenverkehr lag der Verbrauch bei 15 Liter, bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn waren bis zu 19 Liter angesagt, bei ständiger Ausnutzung der Höchstgeschwindigkeit auch bis zu 22 Liter/l 00 km. Mit der geänderten Hinterachsübersetzung i = 3,69 ab November l 969 wurde der 250 etwas sparsamer. Das auf Sonderwunsch lieferbare 5-Gang-Getriebe erhielt ebenfalls eine neue Übersetzung (3,92 statt 4,08). Im großen und ganzen war der 250/8 ein perfekt braves Auto, der seinen Fahrer mit Fahrleistungen der obersten Mittelklasse beförderte. Nicht umsonst wurde er im Prospekt als »der sportliche 2,5 Liter-Sechszylinder mit rasanter Beschleunigung« angepriesen.
Eine un-E-ndliche Geschichte: der 250 E
Am 23. April l 968 dachte der Vorstand darüber nach, den W l 14 wahlweise mit Vergaser oder elektronisch gesteuerter Einspritzung als Typ 250 E auszustatten, der dann als Ersatztyp für den 250 S die »Brücke« zu den Typen 280 S/SE schlagen sollte, mit gleichem Anlauftermin wie das Einspritzer-Cou-pe. Bei der schon öfters zitierten Dezember-Sitzung, auf der das Motoren-Entwicklungsprogramm überarbeitet wurde, verschob sich der Serienanlauf des 250 E vom II. Quartal auf das IV. Quartal 1969. Man entsprach damit dem Wunsch des Verkaufs, den »Einsatz des 2,5 Liter-Motors mit elektronischer Einspritzung im Innenlenker W l 14 nach Erscheinen des Coupes C l 14 mit 2,5 Ltr.-E-Motor« einzuplanen.
Für den 250 Vergaser sahen die Herren des Vorstandes in ihrer Sitzung vom 29. Januar l 969 erstmals leistungsverbessernde Maßnahmen vor, die für die Typen C l 14 V25 ab Wagen Nr. l und schnellstmöglich für den W l 14 V25 in die Serie einließen sollten. Geplant war die Änderung des Vergasertyps von Zenith 35-40 INAT auf 35-42 INAT, der Einbau einer schärferen Nockenwelle sowie neue Nockenwellen-Gleitlager in Druckguß-Ausführung. Beim Coupe erfolgten diese Maßnahmen schon zum
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