Mercedes Benz /8 W114/115

Strona 068

 

Fahrweise konnten sogar Werte unter der 10-Liter-Gren-ze erreicht werden. Nach Vorstandsangaben lag der 3.0 bei 30.000 Kilometern Laufleistung pro Jahr mit etwa 28 Pfennig/km günstiger in den Betriebskosten als der alte 220-Benziner mit etwa 30 Pfennig. Unter DIN-Bedingungen mag dies zugetroffen haben, wer aber die gebotene Kraft öfter voll ausschöpfte und nebenbei mit Zusatzaggregaten wie Automatic, Servolenkung oder Klimaanlage permanent Leistung abschöpfte, zahlte an der Tankstelle ordentlich Tribut. Der ursprüngliche Sinn des Diesels (»Sparen«) trat stark in den Hintergrund, doch im Hinblick auf Wartungs- und Reparaturkosten erwies sich der 240 D 3.0 als zuverlässiges und wirtschaftliches Auto mit einem hohen Maß an Perfektion, Gebrauchstüchtigkeit und Solidität. Mit ihm erhielten die Dieselfahrzeuge aus Untertürkheim das Entree in die Prestigeklasse.
auch über seine gesamte Drehzahlskala hinweg mit einer fast dieseluntypischen Laufkultur, die durch ein zum OM 615 um knapp 25 Prozent schwereres Schwungsrad, einen Schwingungsdämpfer an der Kurbelwelle und durch die schon angesprochene verbesserte Motoraufhängung erreicht wurde. Desweiteren versuchte man, besonders kleine Gewichtstoleranzen von Kolben und Pleuel einzuhalten und nahm vor dem Einbau ins Fahrzeug eine Komplettwuchtung des Kurbeltriebs am fertig montierten Motor vor. Auch die Kupplung wurde geändert, indem die Kupplungsmitnehmerscheibe eine andere Dämpfungscharakteristik erhielt. Diese feinfühlige Bearbeitung des Motors mag im Neuzustand seine Wirkung gezeigt haben. Im Alltagsbetrieb begann der Fünfling aber schon zu dröhnen, wenn die Riemenscheibe verstaubt war. Als Abhilfemaßnahme wurde zeitweise ein Schwingungstil-ger in die Kardanwelle eingebaut.
Sparsamer Luxusdiesel
Der Dieselkäufer achtete stark auf Anschaffungskosten, Unterhaltungskostenumfang und den Wiederverkaufspreis. Bei Serienanlauf kostete der 3.0 satte 18.815 Mark und im Februar 1975 schon 19.915 Mark. Der 3.0 war in der Anschaffung deutlich teurer als ein 230.6, bei den damaligen Kraftststoff-Preisen war kaum ein Vorteil gegenüber einem 200 Benziner herauszufahren, trotzdem konnten 53.690 produzierte Einheiten verkauft werden. Der Verbrauch des 3.0 hielt sich bei dieselgerecht schonender Fahrweise in Grenzen. Zwischen 70 und l 25 km/h war er sogar sparsamer als der 240 D. Schöpfte man die Leistungsfähigkeit aber voll aus, wurde der Dreiliter zu einem gnadenlosen Säufer und schluckte bis zu 16 Liter auf 100 Kilometer. Laut Werksangabe verbrauchte er je nach Fahrweise und Fahrstrecke 8 bis l 3 Liter/100 km. Über eine Distanz von 30.500 Kilometer ermittelten Autotester damals bei einem immerhin etwa 1500 kg schweren Testwagen einen Durchschnittswert von 11,1 Liter/l 00 km. Der Wagen wurde dabei angeblich nicht zurückhaltend bewegt, was den Verbrauchswert um so erstaunlicher machte. Bei extrem ruhiger
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