Mercedes Benz /8 W114/115

Strona 065

 

Lediglich bei Höchstgeschwindigkeitsfahrten auf der Autobahn lag der Verbrauch um knapp l ,6 Liter/100 km höher. Im Durchschnitt über alle Teststrecken verzeichnet, lag er in etwa gleich mit dem Verbrauch des Motors OM 616 D24. Der Vorstand gab dem Fünfzylinder am 9. November 1972 grünes Licht. Wenige Monate später stand die Verkaufsbezeichnung auf der Tagesordnung. Die Vorschläge der einzelnen Abteilungen hatten bis dahin keinen günstigeren Vorschlag als Typ »300 D« gefunden, aber damit war der Vorstand noch nicht zufrieden. Die Namensgebung vertagte man auf später. Wann eine Entscheidung fiel, warum die Bezeichnung letztendlich so aussah, das ist nicht mehr nachvollziehbar. Vielleicht scheuten die Schwaben die Zahl »300« in Erinnerung an die Top-modelle der »Adenauer«-Reihe – Tradition war und ist in Untertürkheim etwas Heiliges. Ein weiterer Grund war sicherlich, daß ein Wagen mit »großer« Typbezeichnung auch die Luxusausstattung mit Holz und viel Chrom der Typen ab 250 aufwärts hätte haben müssen. Für den Export in die USA wählte man die Bezeichnung 300 D (links) und DIESEL (rechts) wobei diese Modelle die entsprechenden Holzinstrumenten-tafeln trugen. In Zeiten von 3.5 und 6.3 brachte dem Neuen die letztendlich gewählte zweiteilige Typbezeichnung 240 D 3.0 sogar mehr Prestige als ein schlichtes 300 D. Man ordnete den Wagen den W l 15-Modellen zu, da er kein Sechszylinder war. Die Komplettbezeichnung der Baumuster-Nummer des Neuen lautete W l 15. l 14, wobei die zweite Zahlenkolonne wohl mehr als ein Zufall war. Der intern OM 617 D30 genannte Motor erhielt die Baumuster-Nummer OM 617.910.
Am 09. Juli 1973 beschloß der Vorstand den Anlauf der Vorserie für Juni l 974 und den der Hauptserie für September 1974. Zwei Motoren hatten inzwischen ihre 500 Stunden auf dem Prüfstand zur vollsten Zufriedenheit absolviert, ein Fahrzeug im Stra-ßendauerlauf hatte 100.000 Kilometer ohne wesentliche Beanstandungen erreicht. Aufgrund der hohen Vorderachslast überlegte man den serienmäßigen Einbau einer Servo-Lenkung, aber aufgrund der Produktionsmehrkosten wurde sie dann doch nur als Sonderausstattung angeboten. Im Oktober 1973 besprach der
Vorstand den Vorstellungstermin des W l 15 D30 und einigte sich darauf, ihn der deutschen Presse zwischen dem 8. und 12. Juli 1974 zusammen mit dem 280 SLC in Hockenheim vorzustellen. Dr. Scherenberg drängte darauf, schnellstmöglich 30 Fahrzeuge mit dem OM 617 D30 auszurüsten: Sechs für die AV-Festlegung in Sindelfingen, vier für den Versuch in Untertürkheim und 20 für den Fuhrpark und die Vorserienerprobung. Ab Januar 1974 trafen für diese Vor-aus-Fahrzeuge die ersten Motoren ein. Im Sommer entwickelten verschiedene Prototypen unter bestimmten Fahrzuständen höchst ungebührliche Geräusche, die auf das Schwingungsverhalten des Fünfzylinders zurückzuführen waren. Man arbeitete fieberhaft an der Behebung, denn die Zeit drängte.
Vier plus eins macht fünf
Mit dem OM 61 6 D30 beschritt die Entwicklungsabteilung einen ungewöhnlichen Weg, aber das einfache Anhängen eines weiteren Zylinders ersparte teure Entwicklungs- und Investitionskosten. Die Ingenieure der Entwicklungsabteilung ließen die Frisierkiste geschlossen, übernahmen Bohrung und Hub des 240 D (91 mm x 92,4 mm) und erreichten somit 3005 cm3 Hubraum. Nach dem Motto »Hubraum statt Spoiler« standen nun 80 PS bei 4000/min an. Mit seinem Gewicht von 234 kg war der Fünfling nur um 31 kg schwerer als der 240 D und knapp 30 cm länger. Neben Bohrung und Hub wurden Brennraumform, Ein-und Auslaßquerschnitte und Steuerzeiten des Ventiltriebes ebenfalls beibehalten. Aus dem Stand brachte der Großdiesel den Wagen in weniger als 20 sec auf 100 km/h, blieb damit zwar deutlich hinter den Benzinern zurück, aber der PS-Zuwachs war deutlich spürbar. Der 3.0 konnte sicher nicht als lahm bezeichnet werden, Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit (148 km/h) waren andererseits nicht überwältigend. Entscheidender war das hohe Drehmoment; die Durch-zugskraft imponierte.
Schon bei 1700/min standen 17,0 mkg zur Verfügung, der Spitzenwert von 17,5 mkg wurde bei 2400/min erreicht.
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