Mercedes Benz /8 W114/115

Strona 092

 

Familienkutsche als Kraftprotz – 250 AMG
Die Strich-Acht-Modelle waren noch nicht lange auf dem Markt, da bot man bei AMG, jetzt in Burgstall/Murr ansässig, für sie und auch für alle anderen Sechszylinder-Mercedes-Typen diverse Möglichkeiten zur Leistungssteigerung an. Dabei kam es hauptsächlich auf die hoffentlich wohlgefüllte Brieftasche des Kunden an, welche Tuningstufe gewählt wurde. Unterste Stufe war die einfache und preiswerte Leistungssteigerung l um zehn PS bei Vergasermotoren und l 5 PS bei Einspritzmotoren, erzielt durch Austauschzylinderkopf mit höherer Verdichtung, korrigierten Kanälen und Brennräumen sowie eine 305 Grad Sportnockenwelle. Die Leistungssteigerung II um 20 PS bei Vergasermotoren und 25 PS bei Einspritzermotoren wurde durch einen Austauschzylinderkopf mit von 9,0 auf 9,4 erhöhter Verdichtung, geänderte Brennräume, vergrößerte und polierte Kanäle, härtere Ventilfedern, bearbeitete Ventile, erleichterte und polierte Schlepphebel, leistungsfähigeren Auspuffkrümmer und Spezialnok-kenwelle erreicht. Desweiteren wurden komplette leistungsgesteigerte Motorumbauten angeboten, so für den MB 250/8 bzw. 250 S auf 280 S mit 160 PS oder nur für den 250/8 auf 280 SE mit l 85 PS. Der 230/8 konnte mit dem Motor des 280 S geordert werden, der auch l 60 PS leistete. Diese Leistungskuren mußte der Kunde mit Preisen zwischen 1.160 und 6.900 Mark bezahlen. Die Krönung, weil auch teuerste Variante, bedeutete damals für den 250/8 Besitzer der Einbau eines 2,8 Liter-Ein-spritzmotors der leistungsgesteigert l 85 PS bei 5500/min erzielte und ein maximales Drehmoment von 24,0 mkg bei 4400/min besaß. Der Umbau machte die Verwendung eines neuen Motorblocks notwendig, so daß nachdem Zylinderkopf, Nockenwelle, Kolben, Saugrohr und Auspuffanlage ausgewechselt waren, vom alten Motorblock nur noch verschiedene Triebwerksteile benutzt werden konnten. Das Fahrwerk war ohne große Modifikationen der höheren Belastung gewachsen, sofern der Kunde keine extreme Fahrweise auf Rennstrecken beabsichtigte. AMG empfahl nur den Einbau der werks-
seitig lieferbaren Tropenstoßdämpfer, die eine straffere Kennung aufwiesen, größere Reifen der Dimension 185 HR 14, hitzefeste Bremsbeläge und ein automatisches Getriebe zur Drehzahlreduzierung im großen Gang. Der Motor erwies sich auch nach dem Umbau als ein kultiviertes Aggregat, welches schon bei niedrigen Drehzahlen eine hohe Durch-zugskraft besaß, die ihn schnell und mühelos bis an die Drehzahlgrenze hochdrehen ließ. Durch die 185 PS beschleunigte der 1485 kg schwere Wagen in 9,6 sec. von 0 auf 100 km/h – und das trotz Automatic um zwei Sekunden schneller als der Serien-250. Er erreichte eine sehr gute Spitzengeschwindigkeit von 195 km/h, bei forcierter Fahrweise verbrauchte er nicht mehr als 17 Liter/ 100 km. Die Getriebeautomatic und das trotz härterer Dämpfung überdurchschnittlich gut federnde Fahrwerk unterstrichen zusammen mit dem frisierten Einspritzmotor den Eindruck vom kultivierten starken Reisewagen, der auch als Familienlimousine höchsten Komfortansprüchengerecht wurde.
Im Jahr 1971 standen auch weitere, die Tuning-Stufen l und II ergänzende Umbaumöglichkeiten zur Verfügung. Eine Hubraumerhöhung des M 114-Motors auf 2,8-Liter und zusätzlich die Arbeiten der Stufe II erbrachte eine Leistungssteigerung auf 165 PS. Schließlich hatte AMG auch noch die Ausrüstung des M l 14-Motors entweder mit der mechanisch gesteuerten Einspritzung des 280 SE oder der elektronisch gesteuerten Einspritzung des 250 CE im Programm. Leistungen zwischen 150 PS und 200 PS wurden garantiert, je nachdem welche sonstigen Motorarbeiten noch durchgeführt wurden. Mit dem Fahrwerk des 250 hatte man wenig Mühe, auf Wunsch wurden die Schraubenfedern verkürzt und die serienmäßigen Teleskop-Stoßdämpfer gegen Bilstein-Gasdruckstoßdämpfer getauscht. Empfohlen wurde die Umrüstung auf Sechs-Zoll-Felgen aus Stahl oder Aluminium. Zur Nervenberuhigung konnten vorne die innenbelüfteten Scheibenbremsen des 6.3 verwendet werden. Beim Strich-Acht-Tuning setzten die Techniker von AMG noch einen drauf, indem sie dem Triebwerk des 280 SE vor dem Einbau in den 250/8 statt der serienmäßigen Leistung von
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