Mercedes Benz /8 W114/115

Strona 025

 

Vom Prototyp zum Facelift
Motorbaumuster
Das gleiche Zahlenspiel war auch zur Unterscheidung der Motoren vorgesehen. Benziner heißen dabei immer M l ab.9cd und die Diesel OM 6ab.9cd, OM stand dabei in alter Tradition für »Oel-Motor«. Unklar? Der 280 E /8 hatte einen M l 10.981 als Triebwerk, der späte 250 /8 den M l 30.923 und der 240 D 3.0 als Vertreter der Ölbrenner den OM 617.910.
Das Wesen des /8 ist eingekreist; die Frage nach dem »Was« geklärt. Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem »Wie«: Wie wird ein solcher Erfolg entwik-kelt und geplant und wie am Laufen gehalten? Aufschlüsse vermitteln zeitgenössische Protokolle der Vorstandssitzungen sowie die Unterlagen und Fotografien aus dem Entwicklungsbereich.
Auf die Plätze…
Schon mit Einführung der »Flossenbaureihe« stand der Entschluß fest, in der Großserie künftig zwei unabhängige Fahrzeugreihen zu bauen. Diese Tatsache ist bekannt. Weniger bekannt (und leider oft falsch interpretiert) ist dabei aber, daß das bisherige Marktsegment nur neu geteilt, aber nicht nach oben oder unten erweitert werden sollte. Der neue »Kleine« sollte also die bisherigen Mittelklassetypen ersetzen und nicht etwa ergänzen! Unter Leitung von Entwicklungsvorstand Prof. Dr. Fritz Nallinger wurde ab dem Jahr 1961 an der Konstruktion der Modellreihe W l 14/1 15 gearbeitet. Die Entwicklung zog sich über mehrere Jahre hin, bis schließlich das, was auf den Reißbrettern der Designer und Konstrukteure erdacht worden war, auf den Prüfständen der Versuchsabteilungen und der Versuchsbahn in Untertürkheim zur Serienreife gelangte.
Vom ersten Gedanken bis zur Serienreife vergehen in der Automobilindustrie mindestens drei bis vier Jahre. Diesen zeitlichen Vorlauf hatten die Verantwortlichen auch für den W l 14/1 15 einzuplanen. Mit den ersten Entwürfen der Stylisten Paul Bracq, damals Leiter der Hauptgruppe stilistische Vorentwicklung, und Bruno Sacco begann die Arbeit in der Abteilung Stilistik in Sindelfingen. Aus ihren unzähligen Skizzen entstanden unter Leitung von Karl Wilfert in der Entwicklungsabteilung Pkw-Aufbauten die ersten Ton- und Plastilinmodelle im Maßstab l :5, die ständigen Änderungen unterworfen waren. Friedrich Geiger, Wilferts rechte Hand, kümmerte sich als Hauptverantwortlicher, wie schon
Interne Kurzform
Zum Verständnis einiger Zitate aus der Mercedes-Benz-Entwicklung ist die Kenntnis einer Eigenart des hausinternen Sprachgebrauchs von Vorteil. Weil es kaum jemandem zumutbar war, sich die zweiten drei Ziffern der Fahrgestell- und Motornummern auswendig zu merken, vereinfachte man die Bezeichnung. Es wurde der Hubraum und die Art der Gemischaufbereitung in Kurzform angehängt. Der M l 10.981, also der Motor von 280 E und CE wurde so zum M 110 E 28, der W l 15.1 14, also der 240 D 3.0 zum W l 15 D30. Diese Kurzbezeichnung war vor allem während der Entwicklung, vor der endgültigen Festlegung der Baumusternummern und der Verkaufsbezeichnungen sehr hilfreich.
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